;62 Das 9. H. von der vernünftigen s.,'ebe
1;. Nachdem wir also von der Nothwendig-keit der vernünftigen Liebe in denen vier allge-meinen menschlichen Gesellschaften überhauptgeredet, wollen wir auch nur noch mit wenigenjede Gesellschaft beschauen, so ferne dieLiebe darmit zu thun hat. Die iLhcliche istdeßhalben die atternatürlichste, weil sie da,hin trachtet, dem natürlichen Trieb und Nei-gung , den GOtt beyderley Geschlecht insHertze gegeben. gcnung zu thun. Ich versiehenicht die geile Neigung zur Leibes-Vermischung,sondern die menschliche vernünftige Neigung,zwey Hertzen auf das festeste und stetswahrendmit emanver zu verknüpffen, und durch einekeusche Vereinigung Kinder mit einander zuerzeugen, und gleichsam in selbigen die Wech-sel-Liebe zu concemriren, oder vielmehr aus-zubreiten.
14. Also soll demnach in dem Ehestandsnichts anders als eine absonderliche ver-nünftige und gleiche L.iebe herrschen, die
nicht aufhören soll noch^darf, wenn die gemeinenGes-Ke oie Ehe-Scheidung verbiethen, weswegendie Regeln gesunder Vernunft erfordern, daß diePersonen, so sich hinein begeben wollen , am al-ler behutsamsten in der VOahl umgehenmüssen, weil idnstcn be!> andern Freundftt'aftcnund Lieben, wenn man sich in seiner Wahl bctro,gen hat, man allzeit oder doch mchrenlheils denFehler corriZiren kan, daß man sich wieder von