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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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GIuckjeeUMlt des Menschen. 99

97. Das letzte ist vielmehr ein Übel als einGuc: Denn wenn wir eine salscheTugend besi-tzen, haben wir gewiß keine wahre Gemüch?-Nu--he, und die Leure, die uns deswegen hochhalten,müssen ja so blind und elend, oder elender seyn alswir selber, und diese Hachhaltung muß uns nochmehr in unserer übelen Meinung und Lebens-Actdeslmcken.

98. Haben wir aber neben der wahren Tugendgrosse Mache und Gewalt, weswegen unsauch die Leute Ehre erweisen; so ist abermahl dieEhre ein Zierat!? der höchsten Glückseligkeit,wenn ein solcher geehrter Mann diese Macht an-wendet, denen, die die Gemülhs-Nuhe besitzen oderdarnach trachten, desto mebr Gutes ;u thun.

99. Aber es ist auch diese Ehre kci-» westntli-cbes Stück, weil dergleichen Gewalt abermahlsunter die ohnnöihigm und überflüßigcn mensch-lichen Guter gehöret, und in Mangel derselben wirmemahien Mangel haben, andern Leuten unendli-che Gutthaten zu erweisen.

100. Und also kanst du leichtlich absehen, daßder Mangel der ausserlichen Ehre, das ist,der Macht undAnschens wiederum kemUbel sy,weil der Mangel eines Überflusses niemahls waSBöses seyn kan.

101. Aber was wollen wir nun mit der Uneh«re machen? Ich muß bekennen, es ist zwi-schen derselben und dem Mangel der Ehre eingrosser Unterscheid. Gleichivohl werde ich nichts

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