100 Das z. H.vsn der grosten
unrechtes sagen, daß die Unehre, die der Ehre,von der wir jetzo handeln, entgegen gesetzt wird,gantz kein Übel, sondern ein nichts, und eine ei-tele Einbildung unruhiger Gemüther sey, esmöge dir dieses nun gleich noch so seltsam vor-kommen.
!02. Zwar, wenn die Unehre zum Grundeinnerlich ein tugendhaftes L.eben hat, müs-sen wir freylich anders sagen, und uns nicht un-ter die Zahl derer rechnen, die weder Schandenoch Ehre achten ; aber wir haben nur kurtz zu,vor erinnert, daß wir die Tugend-Ehre anjetzoNicht betrachteten; sondern es gehöret Hieher nurdie Zufserliche Unehre, wenn ein Mensch, ohnevernünftige Ursache, in der bürgerlichen Gesell,schaft unehrlich erklaret, zu keinen Ehren-Aem-tern gelassen, seine Schriften oder sein Schilddurch den Hencker verbrand oder zerbrochen, odersein Nahme an den Galgen geschlagen, oder erwohl gar im Bildnisie aufgehencket wird.
>oz. Die/surltten pflegen unter sich zusagen,daß der Staupen-Schlag nicht unehrlichmache, sondern die Ursache. Diese Ur-sache aber muß nicht in der ungegründeten Mei-nung anderer Menschen, sondern in der Wahr-heil gegründet seyn. Verdammet dich dein Ge-müthe nicht, so können auch alle diese erzehlteBeschimpfungen dein Gemüthe nicht verunru«higen; sontern du würdest recht elende seyn,wenn deine^wahrhaflige Ehre der Gewalt ei-nes