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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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100 Das z. H.vsn der grosten

unrechtes sagen, daß die Unehre, die der Ehre,von der wir jetzo handeln, entgegen gesetzt wird,gantz kein Übel, sondern ein nichts, und eine ei-tele Einbildung unruhiger Gemüther sey, esmöge dir dieses nun gleich noch so seltsam vor-kommen.

!02. Zwar, wenn die Unehre zum Grundeinnerlich ein tugendhaftes L.eben hat, müs-sen wir freylich anders sagen, und uns nicht un-ter die Zahl derer rechnen, die weder Schandenoch Ehre achten ; aber wir haben nur kurtz zu,vor erinnert, daß wir die Tugend-Ehre anjetzoNicht betrachteten; sondern es gehöret Hieher nurdie Zufserliche Unehre, wenn ein Mensch, ohnevernünftige Ursache, in der bürgerlichen Gesell,schaft unehrlich erklaret, zu keinen Ehren-Aem-tern gelassen, seine Schriften oder sein Schilddurch den Hencker verbrand oder zerbrochen, odersein Nahme an den Galgen geschlagen, oder erwohl gar im Bildnisie aufgehencket wird.

>oz. Die/surltten pflegen unter sich zusagen,daß der Staupen-Schlag nicht unehrlichmache, sondern die Ursache. Diese Ur-sache aber muß nicht in der ungegründeten Mei-nung anderer Menschen, sondern in der Wahr-heil gegründet seyn. Verdammet dich dein Ge-müthe nicht, so können auch alle diese erzehlteBeschimpfungen dein Gemüthe nicht verunru«higen; sontern du würdest recht elende seyn,wenn deine^wahrhaflige Ehre der Gewalt ei-nes