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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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,Z2 Das z. H. von GOtt als dem

sckiuldig sey, fein Thu» und Lassen nach dem«ättlichen VVillen einzurichten. Und weilsie befindet, daß GOtt denselben zum Theil inder allen Menschen gemeine« Vernunft einge-Pflantzet habe; alserkennet sie sich schuldig, den,selben nach dieser Richtschnur gebührend zu un-tersuchen , und hernachmahls darnach zu stre-ben, daß ihr Wille dem göttlichen Willen nichtzu wider seyn möge.

?.7. Nach diesen, indem sie erweget, daßGOtt alle Augenblick den Menschen mit allenfeinen Kräften erhalte; als spühret sie auch,daß sie dieserwegen dieses unbegreifliche Wesenzu lieben schuldig sey. Und halt dafür, daßdiese Liebe in nichts anders bestehe, als ineiner ftetswährenden Bemühung undVerlangen sich mit GOtt zu vereinigen.Ob sie aber wohl siehet, daß sie, zu dieserVereinigung zu gelangen, nach ihrem eigenenWillen gantz unvermögend sey; so erkennet siedoch, daß der Mensch diesem ersten Ursprungalles Guten ein innigliches Vertrauen unddemüthige tLhrsitcht, als die beyden we-sentlichen Stücke einer zu GOtt tragenden Liebe,zu erweisen schuldig sey.

28. Das Vertrauen gründet sich darinnenweil der Mensch erkennet, daß GOtt ohneNoch und ohne seinen Verdienst von freyenSlückci? il'iN aus nichts gemacht, und alles Gutegegeben habe, auch noch täglich darinnen er-halte;