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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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saget wird, etwas unvollLommeners, als VieLiebe der Menschen; So ferne aber die Bestienund andere Creaturen das lieben, was ihrerNatur würcklich gut ist, so ferne ist sie vollkom-mener.

9. Gleicher weise und weil man GOtt einenVerstand und Willen gantz auf eine andere undunbegreiflichere Weise als denen Menftben zu-schreibet, so ist auch die Liebe, die von G.Olt ge-sagt wird, gany eine andere Liebe, zumcch-len die gesunde Vernunft weiset, daß, weilGOlt von sich selbsten ist, und das Wesen seinerGeschöpffe stets wehrend erhält, auch GOlt aus-ser sich nichts finde, das er in Ansehen seiner fürgut halten könne» Und also siehet der Mcnjch,daß die Liebe GOttcs venvimdersäm und un-begreiflich sey, weil er alles thut, was einLic'bender zu thun pfleget, und doch keine Ursa»che ausser ihm selbst findet, die ihn hierzu antreibenkönne-

10. So folget auch ferner aus dieser Beschrei,bung der Liebe, daß man, eigentlich davon zurede!> sich selbst nicht lieben könne, weil wir all-bereit im vorhergehenden Capitel gesagt, daßkein Geschöpffe sich selbst erhalten könne, vielwe-m'gec aber eine Vereinigung ohne zwey unter-schiedene Dinge begriffen werden kan; Und mußdemnach die Selbst«Liebe entweder eine eite-le Einbildung unvernünftiger Menschen seyn,oder man wird dadurch nichts anders als einen

Man?