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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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ZUebe anderer Menschen überhaupt. 16z

oder mürrisch werden sollen, wenn uns vonseineeHand etwas wiedecfähret, das unserm WillenMt anstehet.

15. So ist demnach die menschliche A.iebezweynrle», eine Vernünftige undunvernünfislge. Jene haben wir bisjhero beschrieben underkläret, diese aber weichet in vielen StückenMu der voriqen ab. Denn (1) haben wir schonim andern EaMl gesagt, daß das Verlangender vernünftigen Liebe ein stilles und kein un-ruhiges Verlangen sey. Derowegen, wo einMensche in seiner Liebe ein dergleichen unruhi-ges und hitziges Verlangen empfindet, daßer sein selbst nicht machtig ist, und daß er sichvor unglücklich hält, wenn er sich mit der ge-liebten Person nicht vereinigen soll; so darf erM nur gewiß versichern, daß seine Liebe nichtvernünftig sey.

16. Zch rede hier nicht von denenjem'gen, dieeinen dergleichen unordentlichen Trieb bey sich be-finden, wenn sie etwas unvernünftiges lieben, odecauf eine unvernünftige Vermischung des Leibesziehlen, denn vondieser Art wollen wir bald abson-derlich handeln; sondern von denen, die vemünsttigeperssnen lieben, und ihrerMeinungnach,nach der Vereinigung der Seelen und des Wil-lens trachten, und vor Liebe gleichsam verschmach-ten oder verzweiffeln, oder doch zum wenigsten vorA-tehe sterben oder ertrancken.

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