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17. E6 dürfte wohl manchem Tugend-lieben-den Menschen dieser mein Satz etwas zu Kartefürkommen, und dürfte er wohl selbst auf seineigenes Exempel sich beruffen, daß er allezeit ei,ne ehrliche Intention gehabt, und auf keinefleischliche Vermischung gezielct, und dennocheine Vergleich sochtende Begierte zum ofternbey sich befunden, die ihm wider seinen Willenkeine Ruhe gelassen. Ja er wird mich Zweiffelsohne auf so viel Bücher, die von ehrlicher Liebehandeln, weisen, in welchen allen dieselbe beschrie«den wird, daß sie unsere Vernunft bemeisiere,und wider unsern Willen über uns herrsche.
,8. Aber das ist eben, was ich sage, wasunsere Vernunft bemeistert, das lstmchtsVernünftiges. ES sind unterschiedene Graciein der unvernünftigen Liebe. Dieses ist der ge-ringste Zr^cl, deshalben ist sie auch nicht für un<-vernünftig ausgeschrien, sondern nur gesagt,daß sie nicht vernünftig sey. Und also kan sieauch einem Menschen begegnen, der nicht unver,nünftig liebet, sondern ein ehrliches Absehenhat, und unter die Zahl vernünftiger Menschengehöret. Aber er darf sich auch gewiß noch nichtfür ein Muster eines vernünftigen Menschenausgeben. Dieses ist eine von denen ersten Re,geln in der Sitten-Lehre, daß man nichts unmög-liches oder vergebens begehren solle. Und diesesist gewiß eine von denen Proben, ob man in derSitten-Lehre Meister oder noch ein Schüler