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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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Liebe anderer Menschen überhaupt- 165

sei,, nachdem man bey sich auch in ehrliche»?Absehen eine hitzige oder gleichgültige Be-gierde empfindet.

19. Ich will jetzv hiervon nichts erwehnen, daßsich manche, die noch in denen Schüler-Jahrensind, selbst bekriegen, und dafür halten, sie ziele-ten in ihrer Liebe auf nichts als die Vereini»gung der Gemüther, da sie doch bald befindenwürden, daß sie eine gantz andere Vereinigungsuchen, und daß es diese sey, die sie kranck undfochtend mache, und nur von der Schadhaf-tigkeit, oder Furcht, vderEhr-Geitz u. d. gl. be-stritten werde. Denn wie man in diesem Stü-cke sich prüffen solle, wollen wir bald deutlichererklären.

20. Die (II) Classe unvernünftiger Liebe ist,wenn man Dinge liebet, die mehr schädlichseyn, als daß ihr Gebrauch unter die Gute»?zu rechnen wäre. Hier können wir zwar wohlkein Exempel geben, das wir von der Liebe gegenGOlt hernähmen, aber so wohl bey der Liebe ge-gen die Menschen, als bey der Liebe gegen andereDinge können wir gar viel Exempel einer unver-nünftigen Liebe antreffen.

21. Z. E. Wenn man nack jDsier aber unge-sunder Speise verlanget. Wenn man denenDingen nachhänget, die die Sinnen empfind-lich belustigen, oder die > a>. sind, und derer Ge-brauch uns eine Zärtligöeit angewehnet. Undunter denen Menschen solche Leute, die in denen

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