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zu vereinigen trachtet, so bemühen sie sich bey-derseits, nachdem sie durch einen mit Ehr-Furchtund Verlangen vermischten Blick, oder durcheinen heimlichen Seufyer einander gleichsamdie Losung gegeben, einander durch tausend klei-ne Gefälligkeiten nicht nur ihren Willen,Wechsels-Weise gleichsam an den Augen anzu-sehen, sondern auch so zu reden demAbcn noch vor-zukommen, geschweige denn, daß sie nicht durchdas äusserlich?Thun und Lassen einander indem,was eines von dem andern deutlich beehret, zugefallen seyn sollen.
z8- Wer wolte aber sagen, daß in diesen Klei-nen Gefälligkeiten das Wesen der Liebe oderFreundschaft bestehe? die zum vftern, wennman sie ihrem Werth und Nutzen nach betrach-tet, sv geringe sind , daß man sich schätzen müste,wenn man sie dem andern als einen Äuebes-Dienst anrechnen wolte, und die ihren gantzenWerth von der Freywilligkeit und Ungezwun-genheit oder der aufrichtigen Erniedrigung einer-mit vielen Beriten begabten Person erlangen?Zumahl da im Gegentheil nach dem Tcix derLiebe auch die kastbarsten Bezeugungen, und dietiefsten Erniedrigungen nichts gelten, wenn manunbetrügliche Proben hat, daß sie nicht von auf-richtigem Hertzen, sondern einer Schein-undHeuchele Licbe entstanden. Und also auch deß-wegen diese Zeichen nicht zum Wesen der Liebe