Druckschrift 
Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
Einzelbild herunterladen
 

i?8 D6S4-H. vsn der vernünftigen

müther folgen, und auf nichts anders sein Absehenrichten, als daß zwo liebende Personen an denenKindern allezeit etwas finden mögen, davon siesich der keuschen Vereinigung ihrer Seelen erin,nern können, als in welchen dieselbe gleichsam vonbeyden Theilen concenttiret worden. Und alsotrachtet dieser TriebMntz nicht hauptsächlich aufdie Geniessung der Wollust des Leibes. Obman wohl so einen vernünftigen Trieb bey denenallerwenigsten Menschen treffen wird, weil dieallerwenigsten Menschen tugendhaft vernünftigsind.

46. Was aber die allgemeine Neigungdes menschlichen Geschlechts zu dieser Ü?ol-lust des L.eibes anbelanget; Sv ist es zwaran dem, daß ein Mensch nach seiner blossen Ver-nunft, wie wir allbereil erwehnet, nicht klarund deutlich begreiffen könne, daß diese Neigungfo gany unvernünftig sey, weil er sie bey al-len Menschen antrift. Jedoch wird er in ihrerBetrachtuug auch genung finden, warum er sienicht für gar zu vernünftig halten kan, und wo,durch er erkennet, daß dieser Trieb nicht allemahlnatürlich sey.

47. Denn indem er siehet, daß dieser Trieb,'wenn er den Menschen starck antreibet, dessenGemüth dergestalt einnimmt, daß ereineSache,als das höchste Gut betrachtet, für der er dochbald hernach, wenn diese Hitze ein wenig ver,

rauchet