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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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Liebe andere? Menschen überhaupt. 179

rauchet ist. einen rechtmäßigen Ecke! über-kömmt, so kan er nicht anders Messen, als daßer so raiionabel nicht seyn könne, weil Wahr-heil und Wahrheit einander nicht zuwiedeöseyn.

48. Untersuchet er hernach die Natur desmenschlichen Cürpers, so befindet er > daß eszwar naturlich sey, daß das Kinder-Zeugeneine Wollust verursache; aber er befindet auch,daß, wie die Bestien mehrentheils des Jahreszu einer gewissen Zeit diesen Trieb an sich befin-den, also der Mensche mehr durch einen unver-nünftigen Gebrauch Speise und Trancks, unddurch Müßiggang und andere böse Gewohnhei-ten, als durch seine Natur Zu allen Zeiten desJahres eine Neigung hierzu bey sich erwecke-Und daß es gar natürlich sey, daß ein arbeit-samer, wachsamer Mensch, und der sich hitzigerSpeise und Trancks enthalt, bey weiten so ei-nen starcken Trieb zu dieser Wollust nicht beysich spüre.

49. Bey dieser Gegeneinanderhaltung aberschliesset endlich ein weiser Mann, daß einevernünftige Liebe niemahln auf die Vermißschung des Leibes ihr hauptsächliches oderauch gleichmäßiges Absehen richten müsie; obsie gleich nicht allemahl die Leibes-Vermischunggar aus den Augen fetzen kan, und vbschon zu-weilen das Verlangen seinen Leib mit dem Lei-be der geliebten Person zu vermischen, wenn es

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