i8o Das 4. H. von der vernünftigen
nicht hauptsächlich sondern zufällig ist, eine ver-nünftige Liebe nicht unvernünftig macht. Dennbey einer unvernünftigen Liebe liebet man sich,weil man die Leiber miteinander vermischet. Beyeiner Vernünftigen L.iebe aber kan man wohl zuweilen die Vermischung des Leibes verlangen,weil man einander liebet.
50. Dieses setzte must du auf diese Weise ver-stehen. Wo zwo Seelen mit einander vereinigetseyn, muß aus zween Willen ein einiger werden,lind eine jedwede liebende Person mehr m derandern als in sich selbst leben. Dieses kanaber nicht geschehen, wenn sie nicht beyde Wech,sels-Weise einander aüee erdenkliches Ver-gnügen, das der Vernunft nicht zu wider ist, zuwegen zu bringen trachten, und einander alle Ge-heimnisse auch ihrer Schwachheiten (manmuß aber die Schwachheiten nicht mit unvernünf-tigen Dincen vermischen) Wechsels-Weise ent-decken. Denn wahre Ä.iebe leidet kein Ge-heimniß, und wir werden zu seiner Zeit sagen,daß, obwohl die Unverschaamheit mit ver-nünftiger Liebe nicht bestehen könne, dennoch auchallzugrossc Schaamhaftigkeit auch eine An-zeigung geringer Liebe sey.
51. Derowegen so ist auch bey vernünfti-ger Liede die Begierde der L.eibes - Vermi-schung zwar kein wesentliches Stück, sondernnur ein nychig und nicht unvernünftiges
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