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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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Liebe anderer Menschen überhaupt. 181

Seichen derselben, wenn es unter jetztgesetztenBedingungen und als ein blasses Zeichen ver-langet wird. Solchergestalt nun hast du nichtsvorgebracht, das unserm Lehr-Satze zu widerwäre, wenn du gesaget, da!? zwischen zwo Per-sonen unterschiedenes Geschlechts die Verein»,gung der Seelen oder des Willens, ohne derVereinigung der Leiber, nicht vollkommen ye-nennct werden könne. Denn wir haben obennur dieses behaupten wollen, daß diese Liebeunvernünftig sey, wenn man alsobald bei)derjenigen Person, auf die man mit seiner Liebefället, entweder zugleich oder wohl einig und al-lein auf die Vermischung des Leibes sein Absehenrichtet.

5!. Aber ich sehe wohl, du freuest dich überdieser meiner Erklärung, und du bild.st dir einviel erobert zu haben, wenn du deine Begier-den, die du bey der Lonverlution mit Personenvom andern Geschlechte zuweilen bey dir befin-dest, nur ohne Verletzung der Sitten-Lehre stil-len darfst, es möge nun solches geschehen, un-ter wase^lcy Betrachtung es wolle. Denn dusprichst: es sey also, du liebest nur vernünftigePersonen, du suchest hauptsächlich deine Seelemit der ihrigen zuvereinigen, und du trachtestnur nach der Vermischung des L.eibes,und durch die Mittheilung dieses Geheimnissesdesto mehr Proben von der Zuneigung deinerMz Ge-