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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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je frcywilliger die geliebte Person diese Dienstedamit zu belohnen trachtet. Sie ist fähig umdas schönste Weibes, Bild, das sie aufrichtigliebet, nahe zu seyn, und sie wider ihren ^Vil-len nicht anzurühren. Ja sie würde sich selbstdie gröste Gewalt anthun, wenn sich die geliebtePerson ihren Schutz unterwirft, ihre Schwach-heit, und daß sie denen Liebes-Reitzungen nichtlanger zu widerstehen vermögend sey, bekennet;aber daneben mit einem keuschen Vertrauen ihreEhre zu beobachten ernstlich bittet, eher sie sichunterfangen solte, dieselbe durch die geringsteGewalt oder Mißbrauch des gegen sie gehabtenVertrauens zu kräncken. Da im gegentheil einelmvernünfclge Liebe entweder den Begierdenmit Gewalt, oder durch verführerische falscheVersprechungen, oder erdichtete Verzweif-fclung zu stillen trachtet, uM durch eine entwe-der wahrhaftige oder erdichtete Weigerungnur brennender gemacht wird, auch sich es für eineSchande achten würde, wenn es diese gute Gele-genheit, darinnen man sein Unvermögen gestehet,ferneren Wiederfand ,u leisten, verabsäumensolte. Und wer diese edlen allhier beschriebenenRegungen bey sich niemahlen empfunden, darfsich nur gewiß versichern, daß er noch sehr tief inder Bestialität stecke.

57. Ferner, ob du schon befindest, daß duerst nach der Vereinigung der Seelen getrach-tet.