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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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Liebe anderer Menschen überhaupt. 185

tet, auch bey der geliebten Person selbst ein Ver-langen zu dieser letzten Liebes-Beengung spu-rest, und dieselbe selbst als ein Zeichen eines voll-kommenen Vertrauens begehrest; untersuche janoch weiter; Ob dir denn diese Liebes-Probevon dieser Person zu begehren nicht etwa durchein Gesey verboten sey. Denn wir habendieselbe oben nur in soweit für vernünftig aus-gegeben, weil die wahre Liebe trachte der gelieb-ten Person alles erdenckliche Vergnügen, dasder Vernunft nicht zuwieder sey, zu geben. Nunist aber dasjenige, was den Gesetzen zuwieder ist,unvernünftig; und so wenig eine Liebe fürvernünftig zu halten ist, wenn die andere Per-son ihr Vergnügen darinnen suchte, daß ich'ei-nen andern Menschen umbrachte, oder andereirrailonMe Thaten begierige: so wenig kan>man auch diese für vernünftig ausgeben, die dieLeibes - Verwischung wider die Gescye alseine Liebes-Probe verlanget. So habenwir auch erwehnct, daß man dic GcbWacbhei-ten nickt mit unvernünftigen Dingen ver-mischen solle. Wenn die Gesetze es vnbicchcn,so wird dir kein Geheimniß einer allgemeinenmenschlichen Schwachheit, sondern einesSchelm-Stückes anvertrauet, ja du gar mei-nem Mit-eon5vrten desselbigen gemacht; Undeine vernünftige Liebe kan so dann nichts mehrthun, als durch andere unschuldige Ä.iebes-Bezeigungen den geneigten Vollen zu er,M 5 kennen.