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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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Liebe aller Menschen» ?vz

Liebe, die alle Menschen mit einander in soweitverbindet, daß sie einander gleichmäßigrett, und einer dem andern, er se» wer er wolle,dasjenige erweise, was er in gleichen Fallen vonihm erwiesen haben wolte.

9. Gleichwie aber dieses gantze Capitel zeigenwird, daß diese Gleichheit der Gemüther sichnicht sehr weit erstrecke, sondern der geringsteGrad derselben sey, auch mehr ein MangeldesHasses und Vermeidung derGemülhs-Unruhe,als eine wahre Gemüths-Ruhe und Liebe mnennen sey, indem selbige auf gewisse Att auchunter denen unvernünftigen Thieren anzutreffenist; also weiset auch die tägliche Erfahrung, daßdie absonderlichen Gleichheiten unter denenMenschen eine viel stärkere Vereinigung ver-ursache, die viel staickere Wirckungen hat undalso den Titul der Liebe in diesen Absehen mehsverdienet.

10. Jedoch ist unter denen oben angeführtenabsonderlichen Gleichheiten der Menschen auch inBetrachtung derer daraus herrührenden Vereini-gungen ein mercklicher Unterscheid. Die Gleich?heit des Alters, Standes, Vermögens,der der Landes, Art, des Ver,Landes, wenn sie nicht mit der Gleichheit der Tu-gend und Weißheil vergesellschaftet sind, sindent-weder nur der Grund einer Schein-Liebe, oder-wohl ja so leichte der Grund eines ungegründe-ten Hasses als Liebe.

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