Druckschrift 
Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
Einzelbild herunterladen
 

Liebe aller Menschen. 2;^

seyn. Endlich ist sie auch leichte, und kömmtmich nicht sauer an, weil ich in Übung derselbenkeine grosse Mühe haben darf, indem sie mehrdarinnen bestehet, daß ich nichts, als daß ich et-was thue.

59. Nun ist die Geduld noch übrig. Dieseist eine Tugend, die die Menschen antreibet,daß sie denen anderen Menschen, die dieallgemeine L.iebe nicht wohl in acht ge?nommen, sondern vielmehr wider diebiß-her erzehlren vier Tugenden entweder ausVorsay oder aus Versehen angesiossen, ch?re Beleidigung aus allgemeiner L.iebeVer-ziehen, und sich solchergestalt auch dernach denen natürlichen Aechten zugelas-senen Mittel freywillig, wegen des allge?meinen Friedens begeben.

60. So siehest du demnach bald anfänglich,daß die Gedult von denen vier ersten Tugen-den, darinnen unterschieden sey, das jene denMenschen unterrichten, wie er sich gegen die, dieihm die allgemeine Liebe erweisen, oder doch zumwenigsten ihm dieselbe noch nicht entzogen, ver-halten solle. Diese aber erinnert ihm, was er ge-gen diejenigen, die jene 4. Tugenden nicht in achtgenommen, thun solle.

61. Zwar wenn wir nach denen strengen Re-geln der Gerechtigkeit die Sache betrachtenwollen, so weiset es die gesunde Vernunft, daßderjenige, der die 4. ersten Tugenden gegen uns

P - nicht