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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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!Z4 Das 5. H. von der allgemeinen

dult unsere Liebe anfangen zu bezeigen, oder ihmdurch dieseselbe als durch eine der ungemeinestenProben unserer Beständigkeit in der Liebe ver-sichern.

66. Zu dem folget eS nicht, dieser oder jenerhat sich meiner Liebe unwürdig gemacht, deß-halben bin ich ihm zu lieben nicht verbunden.Ich laß es seyn, daß man diesem Satz in der ab»sonderlichen Liebe auf gewisse Maasse brau-chen könne, wiewohl auch dißfalls noch viel wür-de zu bedcncken seyn. Aber in der allgemeinenLiebe wird er nicht gelten können. Denn beydieser können wir wohl dasjenige, waswireinemMenschen in Ansehen feiner selbst nicht schul-dig seyn, was ihm zu leisten verpflichtet erkennet,in Ansehen unserer Schuldigkeit gegen dasjganrze menschliche Geschlecht, dessen Mit-glied er ist, oder in Ansehen unserer selbst^ wei!wir sonsten, wenn wir ihm dasjenige thäten, waser wohl verdienet hatte, unserer Gemuths-Ruhemehr stöhren als befördern, und also uns selbstcnan unserer grösten Glückseeligkeit hinderlich seynwürden«

67. So will es demnach nöthig seyn zu erwei-sen , daß die allgemeine Gleichheit des mensch-lichen Geschlechts diese Gedutt von uns erforde-re, und daß wir ohne dieselbe unsere Gemüths-Buhe nicht erhallen können.

68. Jenes ist gantz leichte, indem uns unsereigen Gewissen jagen wird, daß wir täglich^

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