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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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Liebe aller Mensche». -z?

Z7- Ja sagst du-, will der andere nicht mit mirFnede halten, so muß er, weil ich ihn durch denKrieg darzu zwinge, und ihn also mit Geroalezu? /i6?/ön bringe. Ich bitte dich, rede nicht sounvernunftici. Denn du hast be» nahe so viellächerliche Dinge geredet, alö du Worte gebrau-chet hast.

74. Denn anfanglich ist die Vernunft eineSache, die durch menschliche Gewalt zwar zer-nichtet , aber nimmermehr zu rechte gebrachtwerden tan. Hernach so ist ausgemacht, daßohne S.iebe Lein wahrer Friede, sondern nurein solcher Zustand, den man einen Stillstandder Waffen nennen tonte, werden kan. DieLiebe aber leidet den geringsten Zwang nicht.Endlich du elender Mensch, der du dir einbildest,du wollest deinen Feind zwingen, daß er Frie-de halten müste. Mein sage mir, wodurch?Durch Gewalt? Hält er dir denn stille? Oderbraucht er GegewGewalt?

75. Ja, antwortest du, er brauchtwshl Ge,gengewalt, aber er thutnichtreche daran.E» wie kömmst du ;u diesen Unrath,daß du im Krie-ge deinem Feinde vom Rechte vorsagen wilst ? Hater sich von seinem bösen Vorsatz und Unrecht nichtabwendig machen lasten, da du ihm Liebe oderGedult erweisest, so wird er es gewiß nicht thun,wenn du Gewalt gegen ihn brauchst. Und alsoist es mirjetzo genung, daß du gestehest, er braucheauch Gegengewalt wider dich. Mein, welche

P 5 Gewalt