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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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L.iebe aller Menschen. 247

einem solchen Menschen Friede zu machen schicke.Aber es scheinet nur so-.

97. Ein furchtsamer ist mehr grausam, wennman ihm Unrecht oder Gewalt gethan, undhernach eine grössere Furcht blicken last, oder eeseine Gelegenheit sich zu rächen findet, als wennman eineNeleydigung von ihm vertraget,und ihn in seiner Furcht, die er hatte, daß man sichwider an ihm rächen würde, ein wenig verzappelnlast; Ja es kan ihn eben diese gehabte Furchtantreiben, daß er uns die unterlassene Rache als«ine Gutthat ausleget und uns liebgewinnet.

98. Hiernachst must du einen Unterscheid unteeder Furcht und Gednlt machen. Wer ausFurcht gedultig ist, ist nicht gedultig, weil er sichgerne rächen wolte, wenn er nur sicher l?ö°nte»Ein Gedultiger aber weiset auch mitten in seinerGedult, daß er großmüthig sey, und daß er sichnicht rächen wolle, ob er schon tonne. Bei) die-ser Bewandniß aber kan die Gedult einen Furcht-samen nicht irrmren, wiederzukommen, weilderGedultige sich nicht furchtsam erweiset, auch diebey der Gedult bezeigte Großmüthigkeit ihn ge-nugsam lehret, daß er so sicher nicht sey, wenn exin seiner Beleydigung fortfahren wolte.

99. Denn du wirst auch drittens einen Unter-schied unter den vergangenen und zukünftiggen Beleidigungen machen. Wir handelnjetzo von der Gedult der vergangenen. Ein an-ders ist es, wenn man fraget, ob ich auch schul-et - dig