vernünftigen S.iebe überhaupt. 261
wegen der allgemeinen Thorheiten der Welt fastgar Lein Krempe! weder vernünftigerFreundschaft ohne Absehen auf den Eigennutz,noch vernünftiger Luebe, ohne Begierde sichdurch die Leibes-^Vermischung zu belustigen an,treffen; weil fast alles in der Kettislicat stecket,und solchergestalt, als es durchgehcnds so zu ge»schehen pfleget,die Laster der Tugend Nahmen an-genommen haben; da doch bey wahrer Freund-schast, da eine rechte Vereinigung der Gemütherist, ja so ein grosses Vergnügen empfunden werdenkan, als beyder vernünftigen Frauen-Liebe.
y. Dervwegen so mercke, daß alles dasieniae,was wir in diesem Capitel von der vernünftt-gen S.iebe handeln werden, auf gleiche Maaffevon der Freundschaft und Liebe zu verstehensey, lind daß man also die vernünftige Liebe derPersonen anderes Geschlechts nicht aus dem Ehe-stand allein ^uäiciren muffe, weil nicht nur, alsoberwehnet, die Liebe ehrlicher Personen meisten-theils mehr unvernünftig als vernünftig ist; sons-dern auch, weil wir künftig die vernünftige Liebeunter Ehe-Leuten als einen Schluß aus diesem Ca,vilel herleiten werden, und also dieser Schluß keineGrund-Regel seyn kan, die vernünftige Liebe über-haupt zu erkennen.
Bey dieser Bewandniß aber ist es ein, wie«wohl gemeiner, aber schädlicher Irrthum, daßmanscht von Jugend aufPersonen unter-schtedenm Geschlechts mix einander ver-
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