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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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vernünftigen S.iebe überhaupt. 261

wegen der allgemeinen Thorheiten der Welt fastgar Lein Krempe! weder vernünftigerFreundschaft ohne Absehen auf den Eigennutz,noch vernünftiger Luebe, ohne Begierde sichdurch die Leibes-^Vermischung zu belustigen an,treffen; weil fast alles in der Kettislicat stecket,und solchergestalt, als es durchgehcnds so zu ge»schehen pfleget,die Laster der Tugend Nahmen an-genommen haben; da doch bey wahrer Freund-schast, da eine rechte Vereinigung der Gemütherist, ja so ein grosses Vergnügen empfunden werdenkan, als beyder vernünftigen Frauen-Liebe.

y. Dervwegen so mercke, daß alles dasieniae,was wir in diesem Capitel von der vernünftt-gen S.iebe handeln werden, auf gleiche Maaffevon der Freundschaft und Liebe zu verstehensey, lind daß man also die vernünftige Liebe derPersonen anderes Geschlechts nicht aus dem Ehe-stand allein ^uäiciren muffe, weil nicht nur, alsoberwehnet, die Liebe ehrlicher Personen meisten-theils mehr unvernünftig als vernünftig ist; sons-dern auch, weil wir künftig die vernünftige Liebeunter Ehe-Leuten als einen Schluß aus diesem Ca,vilel herleiten werden, und also dieser Schluß keineGrund-Regel seyn kan, die vernünftige Liebe über-haupt zu erkennen.

Bey dieser Bewandniß aber ist es ein, wie«wohl gemeiner, aber schädlicher Irrthum, daßmanscht von Jugend aufPersonen unter-schtedenm Geschlechts mix einander ver-

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