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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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264 Das 6. H. von der absonderlichen

Welt mit aller ihrer Obsicht zu bekriegen. Italien ist allezeit wegen Ehebruchs mehr beschrien gewe,fenalsFranckreich; unv wer die Welt ein wenigkennet, wird mir gar leichte Beyfall geben, daßdas Leute-scheueste Frauen-Zimmer zur unordent-lichen Liebe gemeiniglich viel geneigter se»al5 das,was mit Mannes,Personen frey zu converlnengewohnet ist; so wenig hindert diese unzeitigeVorsorge das befahrte Ubel, sondern befördertes vielmehr»

14. Gleichwie aber, als ob erwehnet, meineIntention nicht ist, der Lonverlution jungerun-vernünftiger Leute dcis Wort zureden, vielwe-niger diejenigen, die sonst wegen verbotener LiebeVerdacht geben, zu vertheidigen, also trifft michdie Entschuldigung des gemeinen Mißbrauchswenig, wenn man sich auf die gemeinen Sprich-wörter beziehet: Gelegenheit macht Diebe.ZVo Feuer und Stroh zusammen kommt,da brennets lichterloh.

15. Denn man kan denselben leichtlich einan-der Sprichwort vorhalten: Durch Gelegen-heit probiree man einen ehrlichen Rerl°ZiVegen derFeuers,Nrunstmuß man nichtFeuer und Stroh Mei!en,rve»t von einan-der thun. Gelegenheit macht keinen Dieb; son-dern giebt ein diebisch Hertze zu erkennen. Sol-len wir uns nicht wenig schämen, daß wir unsereSöhne insgesamt für leichtfertig, und unsereTöchter für liederlich, oder die unter die Zahl der-