Druckschrift 
Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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26z Das 6. H.vHnder absonderlichen

geben? Die Liebe ist keine Sache, die durch Han-del und Wandel erworben oder durch Geld er-kauft werden kan.. Sie kan keines Menschen Ei-genthum werden, weil sie ohne Abgang des einenalle Menschen vergnügen kan, und weilGOtt siein unsere Seelen gepflantzet, das ganhe mensch«liche Geschlecht dadurch zu vereinigen, diese Ver-einigung aber bloß durch die Menschen selbst un-vernünftiger Weise gehindert wird. Zudem sokan mirauch diese Liebe Keinen Schaden brin-gen, sonvern ich bin demjenigen, der das liebet,was icd liebe, vielmehr verbunden. Denn wenner die Person liebet, die mit mir vereiniget ist, ver-einiget er sich auch mit mir, und indem er ihr Ver-gnügen suchet, oder sie vergnüget, muß er noth-wendig mich mit vergnügen, weil mein Vergnü-gen mehr in dem Vergnügen der geliebten Personals in dem meinigen bestehet.

s:. Eben dieses können wir auch anführen,warum wir über die geliebte Person unsnicht erzürnen sollen, wenn sie sich von einemandern lieben last, und ihn wieder liebet, ausserdaß wir noch diese Ursachen beyfügen. Entwederdie Person, so wir lieben', liebet neben uns einePeiOn, die auch nach Tugend trachtet,uns wohl gar übertrifft; oder liebet eine laster-hafte, und die ihre Hochachtung nicht verdienet.Trachtet sie anch nach Tugend, und ist wohlnoch tugendhafter als wir, warum sollen wir un-sern Freund und Freundin hassen « daß sie das