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thun, worzusie die gesunde Vernunft anreißet,was wir selbsten thun würden, ja was wir thunsollen, wenn wir an ihrer Stell- wären? Ist sielastcchaffc, so haben wir nicht Ursache wederden Lasterhasslen noch unsern Freund oder Freun-din zu hassen, (weil wir, als im vorigen Capitelerwiesen ist, niemahZen einige Urjachen werden sin«den können einen einigen Menschen zu hassen.)Wir haben aber nicht Ursache sie zu lieben, weilwir aus dieser ihrer That erkennen, daß sie nicht sotugendlichend sti), als wir sie uns eingebildet, undda>; sie nothwendig an diesem Lastnbaften ihresgleichen gefunden. Und deßwegen sind wir diesemlasterhaften Menschen auf gewisse Masse ver<pflichtet, daß er Ursache gewesen, daß wir ei-nes sehr schädlichen Irrthums sind entledigetworden.
s8. Ferner wenn ich in der Beschreibung derabsonderlichen Liebe zwoer Tugend-liebende»«Seelen erwehnet, so weiset schon das vorherge-hende Capitel, warum wir unter allen patticular-Gleichheiten, die unter denen Menschen anzutref-fen sind, keine für geschickter zur vernünftigen Lie-be gehalten als diese. Ja cß weifen auch unserevorhergehende Lehren, daß, weil wir keine andereTugend.als die Liebe erkennen, diejenigen Perso-nen nur für tugendliebend zu achten seyn, diemit ihrem Thun und Lassen bezeigen, daß sie dieL.iebe lieben, das ist, nach Anleitung des vori,gen Capitels, die Leutseligkeit« Wahrhaftigkeit.
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