27» Das 6. H. von der absonderlichen
Bescheidenheit, Verträgligkeit und Gedult. Dasist es eben, was wir im vorhergehenden Capitelgesagt, daß die allgemeine Liebe die Richt-schnur der absonderlichen sey. d. i. daß tie-lenigen, die von obbcsagken fünf Tugenden oderauch nur von einer unker ihnen gänhltth emblösetseyn, sich zur absonderlichen Liede nich: schicken.
^4- Jc!) habe aber mit Willcn Tugend^lie«bende und nicht engsndhafee Seelen erfor-dert, um zu zeigen, daß die vernünftige Liede nichtnur unter Venen sey, die die Gemüths--Ruhe all-bereit in einem hohen besitzen; sondernauch unter denen, die nach derselben ernstlichbrachten, ob sie gleich nur noch Anfänger sind,und auf der Tugend-Bahn noch nicht eben all-zuweit fortgewanoert haben; Wiewohl jedermcmgar leichte siehet, daß es auf diese Weise in dervernünftigen Liebe unterfthiedene t?rac! gebenmüsse, und daß diese die aliervortreflichste sey,wenn zwey oder mehr Hertzen, die schon die Ge-müths-Ruhe erhalten haben, vereiniget sind.
25. Weil wir dannenhero so wohl diejenigen,fo auf der Tugend-Bahn zu wandeln anfangen,als die, fo allbcreit zum Zweck gelanget, für tu,gendliebend achten ; gleichwohl aber zum vfternals eine ausgemachte Sache erwehnet, daß dieAiebe eine Gleichheit erfordere; als ist nochferner nöthig zu wissen, daß dem unerachtet dievernünftige Liebe nicht nur unter denen seyn kön,ne, auf dem Tugend-Wege, so zu sagen, neben