Druckschrift 
Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
Einzelbild herunterladen
 

27» Das 6. H. von der absonderlichen

Bescheidenheit, Verträgligkeit und Gedult. Dasist es eben, was wir im vorhergehenden Capitelgesagt, daß die allgemeine Liebe die Richt-schnur der absonderlichen sey. d. i. daß tie-lenigen, die von obbcsagken fünf Tugenden oderauch nur von einer unker ihnen gänhltth emblösetseyn, sich zur absonderlichen Liede nich: schicken.

^4- Jc!) habe aber mit Willcn Tugend^lie«bende und nicht engsndhafee Seelen erfor-dert, um zu zeigen, daß die vernünftige Liede nichtnur unter Venen sey, die die Gemüths--Ruhe all-bereit in einem hohen besitzen; sondernauch unter denen, die nach derselben ernstlichbrachten, ob sie gleich nur noch Anfänger sind,und auf der Tugend-Bahn noch nicht eben all-zuweit fortgewanoert haben; Wiewohl jedermcmgar leichte siehet, daß es auf diese Weise in dervernünftigen Liebe unterfthiedene t?rac! gebenmüsse, und daß diese die aliervortreflichste sey,wenn zwey oder mehr Hertzen, die schon die Ge-müths-Ruhe erhalten haben, vereiniget sind.

25. Weil wir dannenhero so wohl diejenigen,fo auf der Tugend-Bahn zu wandeln anfangen,als die, fo allbcreit zum Zweck gelanget, für tu,gendliebend achten ; gleichwohl aber zum vfternals eine ausgemachte Sache erwehnet, daß dieAiebe eine Gleichheit erfordere; als ist nochferner nöthig zu wissen, daß dem unerachtet dievernünftige Liebe nicht nur unter denen seyn kön,ne, auf dem Tugend-Wege, so zu sagen, neben