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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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Das 6. H. von der absonderlichen

6>6--i erhalten sey. Ehe wir aber diese drey Tu-genden genauer beschauen, müssen wir von der^ZM» und Hochachtung, als welche be» einervernünftigen Liede allezeit in dem Verstände vor-hergehen must, etwas weniges erinnern.

28. Äle Menftben sind von Natur nicht tu,gendlievend, und die Tugend ist eine Sache, diezu ihrer Erkantniß eine genaue Aufmerckung for-dert. Nach was für Grund,Regeln dieselbe ge-schehen müsse, wollen wir schon zu seiner Zeit wei-sen. Vorjetzo isteS genung,daß wir uns leicht ein-bilden können, daß, gleichwie sich gleich und gleichgerne gesellet, also auch selbiges sich leichte sucheund finde. Ein tugendliebender LNann, ober schon nicht die bey einem andern sich befindendeTugend-Liebe alsobald auf das deutlichste er-kennet, so muthmasiet er doch dieselbe bald,wenn er nichts lasterhaftes an demselben spüret,und diese Muthmaßung ist nichts anders als einM/m oder Hochachtung, krasse weicherein tugendliebender Mensch einen andernnach seinen äusserlichen Thun und L.affensolange fnr tugendliebend Haiti biß er dasGegentheil gewahr wird.

!?. Dieser LNim und Hochachtung ist einhochstnc»thigerGrundaIIer^!-/3^ö/en Lie-be, indem es unmöglich seyn kan, daß die Begierdeder Vereinigung vernünftig sey, wenn nicht dieEinbildung vorhergegangen, daß die geliebtePerson der Tugend ergeben sey.

zo. Es wird aber diese Einbildung eine Hoch-achtung