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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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-74 D^s 6. H. von der absonderlichen

z!. Diese sorgfältige Gefälligkeit ist das ersteunfehlbarste und nothwendigste !R>eNn-Kelchen einerängehenden Ä.iebe. Wo mandieselbige an trift, oarf man nur gewiß schlies-set!, daß Man eine Persm liebe, weil es unmöglichist, vaß ein Mensch continuirlich aufmercksamseyn kan, wenn es ÄKeÄirl ist, und nicht vonHerhen gehet, sondern er muß nothwendig in dieNachlaßigkeiteinmahl verfallen,und seineSchein«^iebe verrathen. Alle Worte und Vouceurs, alleOeülaäen und freundliche Blicke können triegen,lino triegen täglich, wenn sie nicht mit dieser Sorg-fältigkeit vergesellsthafftet sind. Wo aber dieseanzutreffen ist, wird sie bei) einem vernünftigenMenschen ohne einiges Wort und andere anrei-hende Kenn-Zeichen am allermeisten ausrichten.Wer viel von seiner Liebe saget, ist am wenigstenverliebet, und derjenige liebet am stärckstcn, derseine Liebe durch diese stumme Sorgfalt in derThat erweiset. Ja dieses ist es eben, worauf^ec^wn beym 8eneca zielet, wenn er saget: 8ivis mnüri, ama.

zz. Ja sie ist auch höchst nothwendig, fsgar, dcißohne dieselbe aucd vie sousten nachdrück-lichsten und ungsmeinesten Keim-Zeichen der Lie,be todt sind. 'Wo unser Schatz ist, da muß auchunser Hertz seyn, und wo unser Hertz ist, da müs-sen auch unsere Augen seyn- Wer liebet, der hatein Verlangen durch die Vereinigung eines an-dern Hertzens seinen Mangel zu ersetzen. Wiekan man aber etwas verlangen, ohne an das ver-langte