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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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vernünftigen Z.iebe überhanput. 277

Bescheidenheit. Wer nicht jederman freund-lich und dienstfertig zu traÄiren gewohnet, undkein Sclave von seinen Worten ist, derwixdsichauch zur sorgfältigen Gefälligkeit sehr übel schicken,lind sehr viel Gelegenheit fürbey gehen lassen, sei-nen Freund und Geliebten eine Höfligkeit oder klei-nen Dienst zu erweisen, oder sein Wort punQue!zu halten, indem er, als solcher Sachen unge-wohnek, meinen wird, daß solche geringe Dingewenig auf sich hatten.

z8- Und^ gesetzt, daß ihn die Liebe gegen einegewisse Person so zu sagen gantz umkehrte, undmeinen Augenblick gegen dieselbe höchst sorgfaltigmachte; so wird er doch zum theil nicht vermögendseyn, da es, wie wir nur erwehnet, zu weilen nö-thig, seine ^/eK/o» zu bergen; sondern ein jed-weder wird aus seiner Lonciuite, als aus etwasungewöhnlichen alsbald die wahre Ursacheentdecken; Zum theil wird er auch dadurch we-nig bey einer tugendhaften Person ausrichten, weildieselbe seine Liebe unmöglich als tugendhaft wildannehmen können, so lange er nicht gegen jeder-man leutseelig, wahrhaftig und bescheidensich erweiset, weil als ofte gedacht worden, dieallgemeine Liebe der Grund und Richt, Schnurder absonderlichen ist.

zc>. Es bestehet aber die Gefälligkeit in ge-ringen Dienstleistungen und Bezeugungen,die geringe genennet werden, theils, weil sie dem,der sie leistet, wenige Mühe oder Unkosten

E S ver-

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