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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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Vernünftigen Liebe überhaupt. 279

verwundern, daß sehr wenig Leute in derÜlvett se^n > die sich dieser Handelfthaftbefleißigen, und das unschätzbare Kleinodwahrer Freundschaft und Liebe so wohlfeilenKaufs an sich zu bringen wissen, welches theilsdaher geschiehet, daß sie gegen alle Mensche,!nachläßig und nicht leutseelig noch bescheidenseyn, oder weil sie es sich für eine Schändeachten solche Dinge zu thun, die denen Die-nern zukommen; da doch die guten Leute nicht ver-stehen, daßdeßhalben dergleichen Dienste nichtanUnd für sich knechtisch seyn; sondern wenn sie derandere uns anbefehlen, und uns nach Gelegenheitdarzu zwingen kan»

4^- Dannenhero verbindet auch die Regelnder Liebe den, dem wir solche leisten, daß er ausdergleichen Gefälligkeiten tzeine Gerech-tigkeit mache, ja dieselbigen nicht einmahl ohneBezeugung einer kleinen Verhinderung an-nehme/damit ler auch seines Orts bezeige, er be-trachte dieselben nicht als knechtische sondern alsLiebes'Dienste, die ihren Werth aus der blossenFreywilligkeit her haben.

4Z- Und machen sich solchergestalt der gesuch-ten Liebe diejenigen unwürdig, die, wenn man ih-nen einmahl in solchen Dingen gefallig gewesenist, sich nicht scheuen, siervievervsn unszu be-gehren, oder die dieselbigen.ohne die gering-ste Weigerung geschehen lasten, oder nach-dem solche geschehen, kein Zeichen von sich

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