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1/2 (1834)
Entstehung
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84
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84 Erstes Buch. Dritter Abschnitt.

wurden durch den religiösen Eifer der neubekehrten, siegreichenBarbaren wenigstens die christlichen Kirchen und Heiligthümer,und wie es scheint, auch die dabei angelegten Büchersamm-lungcn verschont. Denn Cassiodorus , der unter Odoacerund dem gothischen König Thcodcrich und seinen Nachfolgernrraeteoru« ?raetorii war, hatte eine Bibliothek zu Rom , ver-muthlich auch eine zu Ravenna, wo er lange in Staatsdien-sten lebte; und als er sich in seinem 70steu Jahre in das vonihm erbaute Nivariensische Kloster begab, war er hauptsächlichbesorgt, für die Mönche Bücher zu sammeln. ^) Schon vorihm hatte der Pabst Hilarius zwei Bibliotheken in demLateranischen Taufgcbäude errichtet, und um 482 wird einerKirchenbibliothck erwähnt, worin die Schriften des PabstcsGelasius wider den Eutvches und Nestorius waren niederge-legt worden. Später, um 741 stiftete auch Pabst Zachariaseine Bibliothek, die den Beinamen des heiligen Petrus führtet)Es mußten also noch Bücher vorhanden seyn, um diese Bi-bliotheken bilden zu können. Wirklich waren auch trotz derallgemeinen Verwilderung iu einigen wenigen Ländern, wiez. B. im Oriente, zumal in Constantinopel, dessen Manernden Wogen der Völkerwanderung trotzten, und in Italien ,vessen milder Himmel selbst die Barbaren sänftigte, auch inwenig Gegenden Spaniens nnd Galliens einige, wenn auchdürftige Reste des Geschmacks, der Wissenschaft und Literaturgeblieben. Um sie zu vervielfältigen, bedürfte man nur derAbschreiber; uud an diesen war nach der Zerstörung so vielerBibliotheken eben kein fühlbarer Mangel. Sie hießen jetztMliliatoi-ex nnd standen meistens im Solde der Bischöfe. Aberein großes Hinderniß der schnelleren Verbreitung von Schriftenentstand seit der Unterbrechung des Handels mit Papyrus imsiebenten Jahrhunderte durch den Mangel eines bequemen undwohlfeilen Schreibmaterials und durch die Aufhebung allerwissenschaftlichen Verbindung bei der damaligen öffentlichen

1. ) Deniö Eltg. in der Büchcrkde. Ir Thl. S. 12.

2. ) 11>!<le»!, wo über Alles dieß die Quelle» angeführt sind.