Bibliotheken :c. im Alterthume. 83
die allgemeine Verwirrung zu tausendfältigem Frevel. Dasnämliche Schicksal bereitete 45 Jahre später unter der Re-gierung des Marimus der Wandalen König Genserichder einst weltberühmten Roma. Gerufen von der KaiserinEudoria, deren Gemahl Valentinian durch Marimusermordet worden war, kam der Vaudale aus Afrika herüber,plünderte und mißhandelte Rom viel grausamer als Alarich gethan hatte, und schleppte eine unermeßliche Beute, die letztenUeberreste der Reichthümer der ehemaligen Weltstadt vonbannen. Künste und Wissenschaften flohen beim Anblicke sol-cher Verwüstung; und die verarmten Einwohner, denen es anMitteln der physischen Existenz gebrach, konnten unter solchenUmständen nicht mehr an Verschönerung und Veredlung ihresDaseyns denken. Die meisten Bibliotheken waren ver-brannt und znr Wiederherstellung derselben die Zeiten zu stür-misch und — zu bedrängt. Noch ehe Odoacer , ein kühnerAbentheurer, vou ungewisser Abkunft aber große» Talentenund Anführer eines vermischte», barbarischen Haufens römischerBundcstruppen im Jahre 476 uuter Regierung des KaisersRomulus Augustns' dem abeudläudischen Reiche ein Endemachte, war mit den Schätzen der Literatur und Kunst längstauch der Handel mit denselben verschwunden. —
Dritter Abschnitt.Zustand des Bücherwesens im Mittelalter.
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Indessen ging doch nicht Alles verloren; und wir mögenuns bei Erwägung der langwierigen und weit verbreitetenSchrecken der Völkerwanderung und aller übrigen Drangsalejener sturmbewegten Zeit eher darüber verwundern, daß nochEiniges und so Vieles gerettet worden ist, als daß Unermeß-liches zu Grunde ging. Bei den allgemeinen Verwüstungen
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