Zustand des Bücherwesens im Mittelalter. 89
den, als erstens ihre Zahl zu groß und zweitens hier nurvou öffentlichen Bibliotheken und zwar nur von den vorzüg-licheren die Rede ist.
Die erste Bibliothek in Ungarn stiftete MatthiasCorvinus nm 1476. Er ließ in Griechenland und Asien sammeln, hielt 4 Schreiber zu Florenz und 30 in seiner Haupt-stadt, die meistens auf Pergament arbeiteten und die Codicesmit den schönsten Miniaturen zierten. Die Anzahl seinerBücher stieg nach und nach auf 50,000. Allein seine Nach-folger Vlad islaus und Ludwig achteten ihrer so wenig,daßsie viele davon an Wiener Gelehrte verschenkten. Noch mehrerekamen nach der Eroberung Ofens durch Svliman vonChristen uud Türke» abhanden und der Rest kam 1686 in diekaiserliche Bibliothek nach Wien ^ Von dieser wurde dieschou früher bestandene Bibliothek zn Lemberg in Galizien ansehnlich verstärkt. 2) In Polen hatten die Jesuiten undwahrscheinlich auch andere geistliche Communitäten ansclmlichcBüchersammlnngcn. 1746 wurde zu Warschau die herrlicheZaluskische Bibliothek eröffnet, die 1761 mit dem größerenIesuitcrkollcgium zn Warschan vereinigt, aber nach der Auf-hebung des Ordens vom Staate in Besitz genommen wurde.s)
In Preußen wurde 1540 zu Königsberg die ersteöffentliche Bibliothek gestiftet, neben welcher sich jetzt auch eineUniversitäts - nnd eine Stadtbibliothck befinden. — 1696wurde die Rathsbibliothek zu Danzig gestiftet, wo auch dasakademische Gymnasium eine Büchcrsammlnng besitzt.
In Rußland errichtete der Czaar Alerius zncrst inMoskau eine Bibliothek. In Petersburg sind die kaiser-liche Bibliothek und die der Akademie der Wissenschaften znbemerken.
Z.) Denis a. a. O. Zr Thl. S. 204 und 2U5.
2. ) Ebend. Zr Thl. S. 220.
3. ) Ebend. Ir Thl. S. l->7.
4. ) Denis a. a. O. Ir Thl. S. 198.