150 Erstes Buch. Fünfter Abschnitt.

drücke auf Papier zu machen, da man bis jetzt noch keineneinzigen älteren Kupferstich von ihm hat ausweisen können,dessen Aechtheit keinem gegründeten Zweifel unterlegen? Istes nicht vielmehr wahrscheinlich, daß obige Schwcfelgüsse erstnach seinem Tode von Anderen gemacht worden, als dieKunst schon bekannter gewesen? Würde nicht Finignera, wenner selbst aus diesen Gedanken gekommen, solche Abdrücke inMenge gemacht und den augenscheinlichsten Vortheil davoncingeerndtet haben, statt von seinen Arbeiten blos Gnpsab-drücke zu fertigen? Wahrscheinlich hat man in Italien erstdann daran gedacht, von den schönen Gold- und Silberarbci-ten Abdrücke zn machen, als man die deutschen Arbeiten sah.Was aber die Erfindung Finignera's noch zweifelhafter macht,ist eine von 0, IVl. Alanni angeführte Urkunde, i) aus wel-cher hervorgeht, daß Fiuiguera im Jahre 1424 schon todtwar. Wäre dieses richtig,so könnten die erwähnten Schwcfel-güsse von 1460 natürlich nicht von ihm herrühren. Es findensich aber noch mehrere Widersprüche. So wird z. B. Fini-guerra für einen Schüler des Thomas Masaccio gehal-ten, 2) der erst 1402 geboren wurde. Ist es wohl wahrschein-lich, daß Fiuiguera noch bei ihm lernte, wenn er 1424 schontodt war? Ferner weiß man, daß Finigucra mit AntonioPollajuolo um den Rang stritt.'^) Wie ist dieß möglichwenn Fiuiguera 1424 schon todt war und Pollajuolo erst1426 geboren wurde? Wäre aber auch die Urkunde falschund Finigucra erst 1460 gestorben, so geht auch selbst indiesem Falle aus Obigcin die UnWahrscheinlichkeit hervor, daßer die ihm zugeschriebenen Schwcfclabgüsse verfertigt und derErfinder der Knpferstechcrkunst sey, daß Jene die ältesten Be-weisstücke dieser Kunst seyn sollen, was sie indessen, wie wirbald zeigen werden, keineswegs sind. Nach Fiuiguera soll

Z.) In seinen Anmerk- zu Baldinucci's Kntiüio äs?roke8sori ilvll!ikil!Ana. I'. IV. j> 2.

2. ) AUgem. Künstlerlericon. Erstes Supplem, S> 100.

3. ) Ebendas. S. IM.