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296 Zweites Buch. Achter Abschnitt.

freute sich Aldus, der jüngere, während seines Lebens einerBerühmtheit, die er eben sowohl seinen Vorfahren, als seinempersönlichen Verdienst verdankte. Seine Jngend war glänzend,und der Beifall, mit welchem einige literärische Produkte seinerfrühesten Jahre aufgenommen wurden, erwarben ihm bald einenRuhm, der ihn abhielt, nach einem anderen zn streben, dervielleicht seiner Eigenliebe weniger schmeichelhaft, dagegen aberviel reeller nnd von längerer Daner gewesen wäre. Er über-ließ sich dem Vergnügen, Bücher zn schreiben, und vernach-läßigte den Beruf, der seinem Vater und Großvater so vielEhre gebracht hatte. Statt wie sie, den ersten Rang unterden Buchdruckern zu behaupten, war er blos ein Gelehrter,der von vielen Anderen, weit gelehrteren nnd besseren Schrift-stellern verdunkelt wnrde. Es ist jedoch nicht zu läuguen,daß Aldus, dem älteren, und seinem Sohne Panl die Um-stände viel günstiger waren. Der Erstere trat zu einer Zeitauf, wo fast alle besseren Werke der alten Literatur noch aufeine geschickte und thätige Hand warteten, die sie dem Un-tergange entzöge. Mit großer Kenntniß und einer nicht ge-ringeren Beharrlichkeit druckte er Viel, und die ganze gelehrteWelt beeiferte sich, seine Ausgaben sich anzuschaffen. PaulManutius hatte nicht mehr so viele alte Schriften herauszu-geben. Die griechische Literatur war beinah erschöpft; aberdas Feld der Revisionen stand ihm offen; und die Mengevon Allsgaben die er vuris «eoundis et iterati«, mit so wich-tigen Verbcsserungen der Texte erscheinen ließ, wurden nichtminder gut aufgenommen als die seines Vaters. Aldusdem Jüngeren schien es vielleicht zweckmäßiger und nützlicher,über die von Jenen so oft aufgelegten Meisterwerke zn schrei-ben, als neue herauszugeben, welches wahrscheinlich anch nochnicht nothwendig war, indem die Leserzahl damals weit ge-ringer als jetzt und das Lesen gelehrter Bücher schwierigerwar, indem es einen besseren Unterricht voraussetzte. Ueber-dieß scheint auch Aldus der jüngere weniger Genie als Leich-tigkeit besessen zu haben, seinen Geist und sein Gedächtniß