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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Vorwort zur ersten Auflage.

(190S.)

Äen ersten Eindruck von den Fragen des Geldwesens er-hielt ich im Sommer 1861 auf einer Reise in Tirol, wo damalsnur Papier im Umlaufe war; den ersten Unterricht darübergenoß ich im Winter 1861/62 durch den Staatsrat von Her-mann in München . Mein Lehrer war ein wohlunterrichteterund scharfsinniger Mann, Silbermetallist, Anhänger der Meinung,daß der Gebrauch des Papiergeldes auf Kredit beruhe. ImWinter 1862/63 besprach er mit Vorliebe die Zustände desGeldwesens der Vereinigten Staaten von Nordamerika , wobeiich mich wieder unter den Zuhörern befand.

Als ich selber in Straßburg anfing, eine kleine Vorlesungüber das Geldwesen zu halten, suchte ich zunächst, unter Hint-ansetzung jeder Theorie, das Pragmatische für die wichtigstenStaaten in möglichste Klarheit zu setzen, und ich bin noch jetztder Meinung, daß dieser heuristische Weg sich für Vorlesungenam meisten empfiehlt. Ein Schüler von mir, KarlHelfferich,hat mich in dieser Kunst gewaltig übertroffen, wie aus seinenWerken hervorgeht, deren durchsichtiger Aufbau, wie mir scheint,nicht genug gelobt werden kann. Ein anderer Schüler, PhilippKalkmann, hat durch seine Studien über England, Holland und die Schweiz den Umkreis meiner Kenntnisse sehr erweitert:gern hätte ich mich mit ihm verbündet, wenn er nicht inzwischeneinen anderen Beruf ergriffen hätte.

Im Herbst 1895 habe ich in einer Reihe von Vorträgenin Berlin zum erstenmal versucht, deutlicher mit meinen An-schauungen hervorzutreten: das Geld eines Staates wird nichtam allgemeinen Annahmezwang erkannt, sondern an der An-