Erstes Kapitel.
Zahlung, Geld und Metall.
s i.
Autometallismus; Nominalität der Werteinheit.
Das Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung; es ist imLaufe der Geschichte in den verschiedensten Formen aufgetreten:eine Theorie des Geldes kann daher nur rechtsgeschichtlich sein.
Die beliebteste Form des Geldes ist das bare Geld; zu dessenBegriff gehört es, daß es in Gestalt von Münzen auftritt.Daraus haben die meisten Schriftsteller den Schluß gezogen, daßman das Geldwesen aus der Münzkunde ableiten könne. Dasist ein großer Irrtum. Der Münzkenner versteht in der Regelvom Geldwesen nichts, denn er hat es nur mit dessen entseeltenÜberresten zu tun.
Auch gibt es keinen gangbaren Weg, der den Münzkennerzum Verständnisse des wahren Papiergeldes leitet; der Trost,daß diese Art von Geld höchst bedenklich, ja geradezu gefährlichsei, darf hier nicht angeführt werden, denn selbst das schlimmsteGeld gehört noch immer in die Theorie, da es ja Geld seinmuß, um schlimmes Geld zu sein.
Nichts liegt uns ferner, als das wahre Papiergeld zuempfehlen, wie es beispielsweise in den österreichischen Staats-noten von 1866 aufgetreten ist. Wohl dem Staate, der beimbaren Gelds bleiben will — und kann! Auch wüßte ich keinenGrund anzugeben, weshalb wir unter den jetzt (1905) herrschendenUmständen von der Goldwährung abgehen sollten. Das sei vonvornherein zur Beruhigung der Publizisten gesagt.
Knapp, Theorie des Geldes. 2. Aufl. 1