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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Vorwort zur ersten Kuflage.

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Theoretiker hingegen ist ein verlorner Mann, wenn er in Halb-heiten befangen bleibt.

Für meinen Zweck, die metallistische Auffassung durch einestaatswissenschaftliche zu ersetzen, war ich genötigt, eine aus-gebildete Kunstsprache zu schaffen. Ob man die neuen Ausdrückein deutscher Sprache hätte bilden können, weiß ich nicht. Vielwichtiger schien es mir für dies Wissensgebiet, das gar nichtsNationales an sich hat. Ausdrücke zu schaffen, die leicht in jedeSprache übergehen können, weil sie, wie ich zugebe, gelehrt undnicht volkstümlich sind. Dadurch habe ich, mit einigem Bedauern,die Vorzüge einer lobenswerten Schreibart preisgegeben, hoffent-lich aber den größeren Vorzug einer theoretischen Behandlungerrungen. Denn es handelt sich in der Tat ganz und gar umeinen Gedankenbau, der das klar und sicher herausschälen soll,was den pragmatischen Einrichtungen eigentlich zugrunde liegt.

Sehr leid tut es mir, daß ich die Verdienste meiner Vor-gänger nicht zur verdienten Geltung bringen kann: RichardHildebrand, Jgnaz Gruber, Karl Knies und vieleandere, zum Beispiel auch Lexis und Bamberger, tretennicht genug hervor; es würde eine besondere litterarhistorischeArbeit erfordern, um all diese Versäumnisse nachzuholen. AlsEntschuldigung kann ich nur anführen, daß ich vorerst einmaldie staatliche Theorie notdürftig unter Dach bringen mußte; denAusbau mögen andere vollenden.

Der Schriftsteller, dem ich wesentlich zu Danke verpflichtet bin,ist G. Th. Fechner ein Mann, der niemals über Geld oderZahlungsmittel auch nur das Geringste geschrieben hat, ja, der dar-über wohl gar nichts wußte. Bei ihm aber, zum Beispiel ausseinem Büchlein über die Seelenfrage, kann man lernen, wie dasWesentliche vom Zufälligen unterschieden wird, und wenn manfinden sollte, daß hier der Versuch unternommen wird, die Seeledes Geldes zu entdecken, so hätte ich nichts dagegen einzuwenden.

Straßburg i. E., 5. Juli 1905.