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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Erstes Kapitel. Zahlung, Geld und Metall.

Da jedermann weiß, was Weizen oder Roggen, was Erz oderSilber ist und da jedermann den Scheffel oder auch das Pfundkennt, so ist also über das Zahlungsmittel völlige Sicherheitvorhanden. Durch diesen bekannten Begriff wird dann die lytrischeSchuld definiert: man ist verpflichtet, so oder so viel Getreidezu liefern, wenn Getreide der Zahlstoff ist; oder so und so vielErz, wenn Erz der Zahlstoff ist, den wir uns zunächst als un-veränderlich vorstellen.

Da nun hierbei die Sache technisch definiert ist, welche nachgeltendem Recht als Zahlungsmittel dient, so kann man imAuthvlismussagen: die lntrischen Schulden sind Realschulden.Denn es läßt sich immer der Stoff nennen, zu dessen Leistungder Schuldner verpflichtet ist.

Wenn die Rechtsordnung ohne Unterbrechung so bleibt, soist die lntrische Verfassung hiermit zu Ende; eine weitere Ent-wicklung ist ausgeschlossen; es kann gar kein Geld entstehen!Wir hätten dann, wenn der Autometallismus mit Erz begonnenhat, heute noch Autometallismus in Erz! Und die Wage wäredas unentbehrliche Werkzeug für Zahlungen.

Da dies aber offensichtlich nicht zutrifft, so muß der Staat,als Hüter der Rechtsordnung, wenn wir ihn im Laufe der Ge-schichte betrachten, ohne Zweifel eine ganz andere Stellung zuden bestehenden Schulden einnehmen, als wir oben vorausgesetzthaben. Dies ist dem Juristen weniger geläufig, da er gewohntist, von einem bestehenden, für ihn unveränderlichen Zustandedes Rechts auszugehen. Der Nechtshistoriker dagegen wird sichleichter zurecht finden.

Im Autometallismus um bei diesem Falle wegen seinerWichtigkeit stehen zu bleiben hält man also, wenn der einmalgewählte Zahlstoff unverändert bleibt, den Grundsatz aufrecht,daß die Schulden gänzlich unverändert gelassen werden.

Fast alle Leute meinen nun, es sei überhaupt der Grundsatzaller Rechtsordnungen, daß die absolute Größe der Schulden,nach dem ursprünglichen Zahlstoff beurteilt, stets unverändertbleibe. Die geschichtliche Erfahrung aber lehrt etwas ganz