118 Zweites llapitel. Grdnung des Geldwesens im Znlande.
der Wechsel ist ein rechtlich ganz besonders privilegierter Schuld-schein, der auf Einheiten des Zahlungsmittels, und zwar (wieimmer, wenn nichts anderes gesagt wird) des valutarischenZahlungsmittels lautet. Jemand ist verpflichtet, zu einer be-stimmten Zeit die auf dem Schuldschein genannte Summe zuzahlen. Gläubiger ist zunächst eine bestimmte Person, dann aberauch jede andere Person, an die das Recht des Gläubigers inbestimmten Formen übertragen wird. Solche Wechsel entstehenim kaufmännischen Verkehr in großen Massen und bilden dieVoraussetzung für folgendes Geschäft der Bank, welches Dis-kontierung genannt wird:
Der Wechselgläubiger wünscht, jetzt schon die ihm geschuldeteGeldsumme in die Hand zu bekommen, obgleich die Schuld erstin einem späteren Zeitpunkte fällig wird. Er bietet also derBank den Wechsel an; sie soll in seine Rechte eintreten undihm, dem jetzigen Gläubiger, die Summe sogleich auszahlen,allerdings Mit einem Abzug (Diskonto). Die Bank tut es, ver-dient wegen des Abzugs so und so viele Prozente und erhältim gegebenen Zeitpunkt die ganze Summe, die vorher demandern gebührte. Die Bank hat den Wechsel diskontiert.
Auch dies Geschäft ist von höchster Sicherheit, da natürlichdie Wechsel daraufhin geprüft werden, ob der Verpflichtetezahlungsfähig ist.
Diese Umrisse, eigentlich Erinnerungen an Bekanntes, mögenhier genügen, um anzudeuten, was die Banken, die wir meinen,eigentlich sind. Es ist schwer verständlich, weshalb dieser un-gemein wichtige und streng zuverlässige Geschäftsbetrieb, dessenehrenhafte Führung der Stolz aller Kulturstaaten ist — warumer als Mysterium wirkt: vermutlich weil seine Fachausdruckedem Publikum wenig geläufig und seine Handhabung großerGeldsummen dem Laien verwirrend sind. Im Grunde sind esPfandgeschäfte und Vorschußgeschäfte; wo dergleichen im kleinenbetrieben wird, pflegt sich keine mystische Wolke darüber zu lagern.
Der Betrieb einer Bank von der geschilderten Beschaffen-heit kann natürlich nur eröffnet werden, wenn die Unternehmung