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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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K 10. Stauung des akzessorischen Geldes.

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die Einlösung wirklich vollziehbar ist: der Staat sollte also er-wägen, ob die Vorräte an Banknoten in seinen Kassen nicht allzugroß sind. In ruhigen Zeiten pflegt man das außer acht zulassen.

In der neueren Zeit ist noch eine andere Art akzessorischenGeldes mit negativem Agio häufig vorgekommen; nicht durchEmission, sondern durch versäumte Einziehung. Es sind dieTaler in Deutschland, die Fttnffrankstücke in Frankreich , dieSilbergulden in Österreich, die Silberrubel in Rußland . Soweitderen Entstehung in Betracht kommt, bieten sich folgende gemein-samen Züge dar: der Staat ist zu einer neuen Währung über-gegangen, gleichgültig aus welchen Gründen, hat aber diejenigeGeldart, welche bei der früheren Währung valutarisch war, alsakzessorisches Geld im Verkehr gelassen. Dies exvalutarische Geldhat, wegen veränderter Umstände des Silbermarktes, ein negativesAgio erhalten.

Am klarsten liegt dies in Deutschland zu Tage: unsereTaler, obgleich seit 1876 exvalutarisch, sind als akzessorischesGeld beibehalten und sind durch den tiefen Sturz des Silber-preises mit negativem Agio behaftet.

Ähnlich liegt es in Frankreich : nachdem unter Napoleon HI.das Goldgeld valutarisch geworden war, hat man die nun ex-valutarischen Fünffrankenstücke nicht eingezogen, sondern alsakzessorisches Geld beibehalten. Anfangs hatten sie sogar posi-tives Agio; seit 1871 aber verwandelte sich das Agio; es warzunächst Null und wurde dann negativ.

In Österreich haben wir ganz dasselbe, von unserem Stand-punkte aus, so sehr auch der Laie die Ähnlichkeit verkennt.Österreich war im Anfang des Jahres 1859 zur Papier-währung übergegangen, hatte aber aus höchst begreiflichenGründen die Silbergulden nicht eingezogen. Dies nun ex-valutarisch gewordene Silbergeld bestand als akzessorische Geld-art weiter. Es hatte anfangs ein positives Agio, welches1878 Null wurde und von da ab sich in negatives Agio ver-wandelte.