188 Zweites Kapitel. Grdnung des Geldwesens im Inlande.
Not leidend erscheinen läßt, und zwar um so mehr, je größer dasnegative Agio der bis dahin akzessorischen Geldart war, welchezur valutarischen Stellung erhoben wird. Daher der nur ge-linde Schrecken, ja sogar das Ausbleiben des Schreckens, alsFrankreich zur Goldwährung überging: das negative Agio desGoldgeldes war damals höchst gering; während jeder Übergangzur Papierwährung großen Schrecken verursacht, denn wenn dasPapier vorher akzessorisch war, so war sein negatives Agionatürlich so groß als möglich. Da nun die öffentliche Meinungnatürlich nur sehr große Unterschiede wahrnimmt, kleinere aberleicht übersieht, so glauben die Leute nur dann an einen Verfallder Währung, wenn Papiergeld an Stelle des Metallgeldesvalutarisch wird und sehen nicht, daß eine obstruktionelleÄnderung auch beim Übergang von einer hylogenischen zu eineranderen hylogenischen Währung möglich ist (wie in Frankreich unter Napoleon HI.). —
Wir betrachten nun diejenigen exaktorischen Übergänge, diewir novatorisch genannt haben; bei ihnen findet keine Restaurationstatt. Die Beispiele sind in neuerer Zeit besonders häufig, undsehr oft handelt es sich dabei um novatorischen Übergang zurGoldwährung — was aber nur zufällig ist> denn das Goldhat nichts damit zu tun.
Der Übergang des Deutschen Reiches zur Goldwährung imJahre 1871 und den folgenden Jahren gehört hierher. Dennvorher hatten wir Silberwährung, und von Stauung der Gold-stücke in den öffentlichen Kassen war nicht die Rede. Daherauch kein obstruktioneller, sondern ein exaktorischer Übergang,den wir novatorisch nennen, weil er keine Nestauration darstellt.
Als Österreich 1892 beschloß, von der Papierwährung zurGoldwährung überzugehen, war das keine restauratorische Ände-rung ; denn eine solche hätte in der Rückkehr zum Silberguldenvon 1857 bestehen müssen. Vielmehr wurde ein neues Geldgeschaffen: das goldene, nach Kronen geltende Stück, mit derAbsicht, dasselbe zu valutarischer Stellung zu erheben. Daß manden halben Gulden nun Krone nannte, ist ganz bedeutungslos.