222 Drittes ttapitel, Oer Geldverkehr mit dem Auslände.
Wir haben aber bereits einen wichtigen Satz gewonnen: esist nicht erlaubt, den Gang des Silberpreises als eine Er-scheinung zu behandeln, die aus rein industriellen Gründenhervorgeht, so daß man sie mit gutem Gewissen herbeiziehenkönnte, um aus ihr den Valutakurs Englands gegenüber denSilberländern zu erklären. Es ist also falsch, zu sagen, derRupienkurs stehe deshalb tief oder hoch, weil der Londoner Silberpreis tief oder hoch stehe. Denn auf diesen Preisstandübt auch der englisch -indische Valutakurs seinen Einfluß, so daßman auf diesem Wege den Valutakurs aus dem Valutakurs er-klären würde. Mit anderen Worten: man würde sich dabei imKreise bewegen.
Andererseits wäre es nicht minder falsch, den Londoner Silberpreis nur aus dem Valutakurs Englands gegenüber denSilberländern zu erklären, denn es ist klar, daß auch industrielleUmstände mitwirken. Man würde dann Gründe von offenbarerBedeutung mutwillig ausschließen.
Wie bei jeder solchen Verflechtung von Gründen ganz ver-schiedenen Ursprunges gerät man also hier in große Verlegen-heit: es ist nun einmal nicht möglich, die industriellen Gründeganz auszuscheiden, und ebensowenig kann man die Gründe, dieim Valutakurse liegen, ganz auf die Seite schieben.
Wohl aber ist es bei unserer schematischen Betrachtungmöglich zu zeigen, daß die industriellen Gründe für die Be-stimmung des Silberpreises ungemein viel schwächer sind alsdie Gründe, welche aus dem Valutakurs entspringen. Dies istin so hohem Grade der Fall, daß wir sagen dürfen: die Er-klärung des Silberpreises aus rein industriellen Gründen istnicht nur ein Irrtum, sondern eine Beschränktheit; während dieErklärung des Londoner Silberpreises rein aus Gründen desValutakurses gegen Silberländer zwar ebenfalls unrichtig ist,aber der Wahrheit näher kommt.
Etwa so wie der Wasserstand an der Meeresküste sich inder Hauptsache aus den Gründen erklärt, welche die Erscheinungvon Ebbe und Flut hervorrufen; es kommt allerdings auch der