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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Z 13. Wertverhältnis von Gold und Silber.

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aber es gebe nur noch eine Verwendung dafür, und zwar einelntrische Verwendung, die aber nur in einem Lande, sagen wirin Indien, stattfinde. Indien habe, wie vor dem Jahre 1893,dromische Silberwahrung. Für alles Silber gebe es nur dieeinzige Verwendung, daß man es in indische Rupien frei aus-prägen könne. In diesem Falle würde das Silber auf dem Lon-doner Markt stets einen Preis haben, der durch nichts anderesals durch den englisch -indischen Valutakurs bestimmt würde.Die Unze Standartsilber wäre in so und so viele Rupien ver-wandelbar andere Verwendungen haben wir ausgeschlossen;ihr Preis wäre also so hoch, wie der Rupienkurs es fordert,Der Rupienkurs aber bestimmt sich pantopolisch, also durch alledie Umstände, welche Zahlungen hervorrufen, und zwar Zahlungenvon England nach Indien und Zahlungen von Indien nachEngland .

Im ersten Grenzfalle hinge demnach der Londoner Silber-preis nur von industriellen Umständen ab; eine Mitwirkung desintervalutarischen Kurses irgendeines Landes wäre ausgeschlossen,weil wir angenommen haben, daß es keine Länder gebe, derenGeldverfassung Einflüsse auf den Silbermarkt ausüben.

Im zweiten Grenzfalle aber hinge der Londoner Silberpreisnur vom indischen Valutakurs ab, weil wir angenommen haben,daß es erstens keine industrielle Verwendung des Silbers gebe,und daß zweitens nur Indien ein Land sei, in welchem dasSilber eine lntrische Verwendung finde, wegen der dort und dortallein herrschenden Silberwährung.

In der Wirklichkeit kommt weder der eine, noch der andereGrenzfall in aller Reinheit vor. Es gibt neben den Ländernmit Goldwährung (England; seit 1876 auch Deutschland ) auchLänder mit Silberwährung (Mexiko ; und vor 1893 Indien).Ferner ist es undenkbar, daß jemals alle industrielle Verwend-barkeit des Silbers aufhöre. Der wirkliche Londoner Silber-preis wird daher weder einseitig industriell, noch einseitig inter-valutarisch bestimmt, sondern durch eine schwer zu übersehendeVerflechtung industrieller und intervalutarischer Gründe.