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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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§ 1Z. Wertverhältnis von Gold und Silber.

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auszugleichen, das heißt eine noch höhere Steigerung zu ver-hüten. Daß dies auch zu anderen Zeitpunkten geschehen sei,sieht man nicht ein, denn es gehört dazu ein Entschluß, dasGoldgeld valutarisch zu behandeln, und ein solcher Entschluß istdamals zum erstenmal gefaßt worden, ganz einfach deshalb, weiles finanziell vorteilhaft für Frankreich war.

Später, nach dem Jahre 1871 oder vielmehr, nachdem dieStörungen des Krieges vorüber waren, und Deutschland zurGoldwährung übergegangen war, änderte sich bekanntlich dieKonjunktur. Das Silber wurde in London viel billiger als vor-her aus pantopolischen Gründen natürlich und nun hätteFrankreich wieder sein Silbergeld valutarisch machen können.Dies wäre finanziell durchaus vorteilhaft gewesen. Aber Frank-reich wollte nicht wieder in die Gruppe der Silberländer ein-treten, und zwar aus handelspolitischen Gründen. Es wurdedaher im Jahre 187L die freie Ausprägung des Silbers ein-gestellt. Hierdurch unterblieb also derjenige Umschwung, denman bis dahin für selbstverständlich gehalten hatte; die bimetal-listische Politik wurde nicht fortgesetzt. Von da an also warauch keine dämpfende Einwirkung Frankreichs auf den Silber-preis mehr zu merken.

Von der vielgerühmten ausgleichenden Wirkung des franzö-sischen Bimetallismus ist also nur einmal Gebrauch gemachtworden; schon als sich die zweite Gelegenheit darbot, verzichteteFrankreich freiwillig auf den Gebrauch dieses Werkzeuges; undzwar deshalb, weil der politische Instinkt ihm eingab, den Über-tritt in die schwächer gewordene Gruppe der Silberländer lieberzu vermeiden. Man hatte nicht mehr das Vertrauen, daß mandiese Gruppe hinlänglich stärken werde, wenn man sich ihr an-schlösse, obgleich eine gewisse Stärkung derselben dann sicher ein-getreten wäre.

Hiermit scheint uns das Körnlein Wahrheit herausgeschältzu sein, das in der Tat in der bimetallistischen Theorie ent-halten ist.

Sehr bald wird Indien und auch Mexiko zur Goldwährung