Druckschrift 
Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
Seite
246
Einzelbild herunterladen
 

246 Drittes Kapitel. Der Geldverkehr mit dem Auslände.

Aber es ist doch sehr zweifelhaft, ob der geschilderte Auto-mat stets im Gange bleibe. Es scheint uns hier eine richtigeBeobachtung vorzuliegen, aber nicht eine Darstellung des all-gemeinen Verlaufs, sondern nur eine Schilderung wie der Kurssich ausgleicht, so lange die Störungen des Parikurses nur vonkurzer Dauer und von geringer Stärke sind. Unter solchenUmständen mag die automatische Regelung wohl eintreten undsolche Umstände sind auch die gewöhnlichen. Die Beziehungen,aus denen sich Schuldverhältnisse von Land zu Land entwickeln,sind unabsehbar mannigfaltig und zahlreich; gerade daher ist dieGesamtwirkung derselben, die im Valutakurse zum Ausdruckegelangt, nicht allzu plötzlichen Änderungen unterworfen, soweit essich um die primären Vorgänge handelt. Allgemeine Stimmungen,etwa aus der politischen Lage hervorgehend, kommen erstsekundär zur Wirkung, und spielen sich dann ebenfalls auf deuBörsen ab. In ruhigen Zeiten wird das alles nur wenigwirksam und der Valutakurs scheint daher nur jenen geringenStörungen ausgesetzt, deren Beseitigung antomatisch möglichsein mag.

Setzen wir aber den Fall, der doch für eine allgemeineBetrachtung nicht ausgeschlossen werden darf, daß die Zahlungs-verpflichtungen dauernd andere werden; z. B. dadurch, daß daseine Land seinen Besitz an zinstragenden Papieren des anderenLandes abstößt; oder dadurch, daß das eine Land aufhört,wichtige Waren des anderen Landes zu beziehen, weil andereBezugsquellen sich eröffnet haben: dann ist es mit der auto-matischen Regelung des Valutakurses bald zu Ende.

Die ausgleichenden Sendungen des einheimischen Geldesin das andere Land werden dann chronisch. Die Vorräte deseinheimischen Landes an versendbarem Gelds nehmen ab. Wennein ausgebildetes Bankwesen besteht, so macht sich dieser Zustandfühlbar durch Einlösung der Banknoten, also durch fortschreitendeVerringerung des Barbestandes der Bank. Die Bank merkt sehrbald die Gefahr und sinnt auf Abhülfe; sie greift zu allerleiMaßregeln, angeblich um den Barvorrat zu schützen. In der