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Drittes Kapitel.
Autoritäten als Anstalten harmloser Unterthanenfreuden begünstigtwurden').
Am 6. März wurde von der Großherzoglichen Regierungin Darmstadt , wie damals die Formel lautete: „alles bewilligt",nachdem Tags vorher der alte Grobherzog seiuen Sohn zumMitregeuten ernannt hatte. Der Minister du Thil, ein Diplomat,der Metteruich'scheu Observauz wurde abgesetzt nud Heinrichvon Gagern, der nnr „Heinrich Gagern " unterzeichnete, an dessenStelle Minister. Hessen schwamm in der Wonne einerneuen Ära.
Die Sache war so gekommen. Die am 28. Febrnarbeschlossene Adresse an die zweite Kammer wurde am 2. Märzdurch eine Deputation »ach Darmstadt gebracht. Zitz hatte sieaus ihren Händen angenommen, der zweite Mainzer Abgeordnete,ein Obergerichtsrat Null, aber abgelehnt. Als Zitz mit dieserNachricht am Abend von Darmstadt zurückkam, gab es Tnmnlt;in der Wohnnng Anlls wurden die Fenster zertrümmert und beider guten Gelegenheitbezeichnenderweise auch die des Steuererhebers.Darauf am Z.März neneVolksversammlungen, infolge derenBürger-meister, Gemeinderäte und zahlreiche notable Bürger in elf Punktenneue Forderungen aufstellten. Folgenden Tags ging auch diese Adressewieder nach Darmstadt , aber auch sie hatte lioch nicht die erhoffteWirkung. Daher am 5. März neue Volks- oder wie man damalssagte, Bürger-Versammlung, in der beschlossen wurde, daß am 8.des Monats alle Bürger Hessens nach Darmstadt ziehen sollten,nm „standhaft" ihre Rechte zu verlangen. Durch Extraboten
i) Mit wie tief begründetem Recht, sollte noch viel spätere Erfahrungunter ganz veränderten Umständen mir bestätigen. Zm Wahlkreis Alzey-Bingen war die Mehrheit der Liberalen, gleich mir im Jahre 1884 in dieaus der Sezession und der alten Fortschrittspartei gebildete, FreisinnigePartei eingetreten. In Mainz wollte es lange nicht zu solcher Neugestaltungkommen. Eines Tages kam einer meiner Anhänger des Alzey-Binger Kreises mit einem Gleichgesinnten aus Mainz ins politische Gespräch undwarf die Frage auf: Warum bildet Ihr nicht auch in Mainz einefreisinnige Partei? — Ach, sehen Sie, erwiderte der Angeredete, das ist somißlich, diese Spaltungen, wenn dann der Karneval kommt, macheu sich dievorangegangenen politischen Reibungen lästig sühlbar.