Journalist und Volksredner.
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wurden nach allen Seiten Proklamationen mit folgendem Inhaltabgesandt:
„Bürger steht fest und wanket nicht! Die Zeit drängt. Letzte Auf-forderung an alle Bürger Hessens . Wer Freund ist von Volk und Vaterland,wem für Wahrheit, Freiheit und Recht ein Herz im deutschen Busen schlägt,der wird zu künftigem Mittwoch mit nach Darmstadt ziehen. Ihr Rheinhessen ,nicht wahr, Ihr geht alle mit zn unsren Brüdern, die uns so erwarten.Wer zurückbleibt, verdient nicht mehr den Namen eines freien Bürgers."
Dieser Aufmarsch versprach große Dimensionen anzunehmen,und die Nachricht, daß sich das gauze Läudchen in Bewegungsehe, verbreitete Schrecken in der Residenz. Darum entschloß sichder Großherzog zu den erwähnten Bewilligungen.
Es erging eiue Publikation, in welcher er erklärte, daß ervon den Wünschen Kenntnis genommen, welche durch eine Adresseseiner lieben Stadt Mainz ihm mitgeteilt worden seien,und daß er die Erfüllung aller zehn Punkte genehmige. Dasnannte man die hessische Revolution, und sie zu feiern wurde derzweitfolgeude Tag ausersehen. Es war Mittwoch, der 8. März.
Tags vorher hatte das Bürgerkomitee beschlossen, daß in dasRathaus von Mainz eine Marmorplatte eingemauert werde mitfolgender Aufschrift in Buchstaben von Bronze: 6. März 1848.Denkwürdig für Heffen nnd Deutschland dnrch den Sieg derFreiheit, errungen durch die moralische Kraft des Volkes, denmännlichen Mut des Vertreters der Stadt Mainz, Dr. Franz Zitz ,und die Hochherzigkeit seines Fürsten.
Auch ein Nationalgeschenk für Zitz wurde votiert, mit derVorschrift, daß niemand mehr als 24 Kreuzer unterschreibendürfe, und eine Zitz-Stiftung zur Unterstützung notleidenderArbeiter und Handwerker.
Am Festtage selbst begannen schon in aller Frühe die Glockenzu läuteu, Choräle von den Türmen zu ertönen. Ein Tedeumward im Dome abgehalten. Am Abend des 8. März erglänzteMainz in Illumination, Fackelzug, Trausparenten, anf denenvor allem der Name „Zitz" in Brillantfeuer strahlte. BegeisterteMassen wälzten sich dnrch die Straßen. Auf dem Platz, wo dieStatue Gntenbergs steht, vom Balkon des Theaters herab, hielt