Erstes Kapitel.
Je mehr wir an Jahren vorrücken, desto häufiger stoßen wir — und ganz natürlich — aus die Wahrnehmung, daß der größte Teil der Mitlebenden von der Vergangenheit, deren Substanz sich unbewußt mit unserm Sein nnd Denken vermischt hat, nur eine höchst dunkle nud mangelhaste Vorstellung hat. Kommt dazn, daß wie im heutigen Deutschland , die letzten Jahrzehnte, eine ganz veränderte Welt geschaffen haben, so findet sich der Abstand zwischen älterer und jüngerer Generation noch ganz besonders erweitert.
In meiner Kindheit nnd Jugend war das anders. Sie fielen in die Friedenszeit, welche aus den napoleonischen Krieg folgte. Die Alten lebten noch in den Erinnerungen aus dem Ende des vorigen und dem Anfang dieses Jahrhunderts, und wir Jungen lauschten ihren Erzählungen, ohne durch die Bewegung der Gegenwart abgezogen zn werden. Selbst die französische Jnlirevolntion des Jahres 1830, deren ich mich noch deutlich erinnere, was bei einem Alter von sieben Jahren nichts Ungewöhnliches ist, unterbrach wohl einigermaßen die Stille der Atmosphäre, aber sie schloß sich als eine Fortsetzung und Erneuerung an das bisher Vernommene an.
Wie ganz anders steht das Geschlecht, das jetzt ins Jnnglings- oder Mannesalter tritt, zn uns Älteren.
Bamberger Erinnerungen. ^