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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
Seite
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Z4 Drittes Kapitel.

unsre Gegner wurden, auch manchmal den Vorwurf ein, daß icheigentlich Zitzens böser Genius gewesen sei.

Was immerhin in meiner Empfindung überwogen habenmag, das Wohlgefallen an dem großen Aufschwung, oder dasMißfallen an seiner Unschuld, unthätiger Zuschauer konnte ich nichtbleiben. Und den natürlichen Weg, den unwiderstehlichen Thaten-drang zn befriedigen, zeigte natürlich die Tagespresse.

Es gab damals eineMainzer Zeitung." Sie erschien imFormat eines einfach zusammengefalteten Qnartblättchens undmit bescheidenen Ansprüchen. Eigentümer und Verleger warTheodor von Zabern , von der bekannten Verlegerfamilie, einheitrer Biedermann, Familienvater und Jäger, von liberalerGesinnung. An der Spitze der Redaktion stand vr. Karl Bölsche,ein Braunschweiger, dem Alter nach ein angehender Dreißiger,Philologe von Studium, besonders vertraut mit französischerLitteratur, ein kleiner beweglicher Mann von lebhaftem Geist,der eine Mainzerin geheirathet und sich gnt in die Natur derBevölkerung gefunden hatte. Ich kannte persönlich weder Zabern,noch Bölsche. Dem kleinen, litterarisch angehauchten Kreise, indem ich bis dahin verkehrt hatte, gehörten sie nicht an. Ich warder jüngste jenes Kreises, in dessen Mittelpunkt eine ZeitlaugBerthold Auerbach während einer ziemlich lange fortgesetztenNiederlassung in Mainz gestanden hatte. Später kam Karl Grün hinzu; er hatte vorher in Mannheim eine soweit es damalserlaubt war radikale Zeitung redigiert und eiuige BäudeProndhons ins Deutsche übersetzt. Manchmal erschien der Braun-schweiger Karl Andree , ebenfalls Journalist und Geograph. Um siegruppierten sich einige Juristen, einige bildungsbestrebte Kaufleuteund sogar drei preußische Offiziere der Garnison , Artilleristen,welche auch in militärischen Sachen vom Geist der Zeit berührtwaren, später aber, nach Ausbruch der politischeu Stürme, sichvon uus zurückziehen mußten.

Am Tage »ach dem großen abendlichen Freiheitsfest be-schloß ich, nach einiger Ueberlegung, mein Glück bei derMaiuzerZeitung" zu versuchen. Ich ging zn dem Verleger uud bot ihmmeine Dienste au, die uach eiuer kurzen Auseinandersetznng an-genommen wurden. Für die Nummer des 10. März, dieselbe, in