48 Drittes Kapitel.
Jaup hatte das Fürstenkollegium im Hinweis auf die erstenKammern von England, Norwegen, Belgien gerechtfertigt. Dasgab Gelegenheit, ihm eine Vorlesung über den Unterschied zwischendiesen nnd einem deutscheu, aus Vertretern der Dynastien ge-bildeten Oberhaus zu halten, wobei übrigens eine Bewegunggegen das englische Haus der Lords prophezeit wurde, welche dieErfahrung der neueren Zeit wahr gemacht hat. Dann sprang ichüber zum Waruuugsruf: „keiue deutsche Republik!" Da heißt es:„Nicht wir haben die deutsche Republik ausgerufen, nicht wir,Herr Jaup Hat es gethan. Wir haben nur für die Einheit ge-sprochen, Herr Jaup hat daraus gefolgert, daß wir auch für dieRepublik sprechen. Wenn er Recht hätte, wenn die Einheit Deutsch-lands nur auf dem Wege der Republik möglich wäre, dann wärees Zeit, daß er seine Republikscheu abzulegen suchte."
Man muß sich die Ereignisse jener Tage und die dadurch ge-schaffenen Zustände vergegenwärtigen, um zu verstehen, daß dieErörterung der republikanischen Staatsform für Deutschland durch-aus nicht den Eindruck der Extravaganz zu machen branchte.Hatte doch in der badischen zweiten Kammer der AbgeordneteWelcker in seinem Bericht über Bassermanns Antrag auf Ein-setzung einer deutschen Buudeseiurichtung mit Nationalvertretungunter anderem den Vorschlag aufgenommen, daß das Bundeshauptvon den deutschen Fürsten anf je drei Jahre gewählt werdensollte.
Der Sieg der Revolution in Wien und Berlin hatte bei nnsund in ganz Süddeutschland die Gemüter nach zwei Richtungenhin aufgeregt: Begeisterung für Oesterreich, Entrüstung gegen denpreußischen König. Der Gedanke an ein preußisches Oberhauptflößte wahren Abscheu ein. In der Stadt Mainz wnrden denWienern Ovationen dargebracht, während an die DarmstädterRegierung Proteste gegen die Idee einer preußischen Hegemonieabgingen. Ausschüsse der verschiedensten Art, gewählte nnd selbst-ernannte, bildeten sich in der Bürgerschaft, und Reibungen derverschiedensten Art gaben ihnen genug zu schaffen.
Besonders machten die Ausbrüche zu schaffen, welche wirt-schaftlicher Unverstand auch bei uns ins Werk fetzte.
Zwischen Maiuz und Frankfurt hatten feit alten Zeiten dieReisenden am meisten eine Art des Verkehrs benutzt, der einen